Aus besonderem Holz geschnitzt
Ich spaziere den Prollingbach entlang und komme zu einem Holzhaus. Geschnitzte Figuren rundherum und ein Blick durchs Fenster sagen mir, dass ich richtig sein muss. Eine gute Viertelstunde vom Schloss an der Eisenstrasse entfernt, befindet sich Ybbsitz. Hier entdecke ich ein weiteres Juwel an der Schmiedemeile: die Holzwerkstatt Fahrenberger. Eines der Highlights bei der Flammenden Schmiedeweihnacht am 14. und 15. Dezember in Ybbsitz.
Foto Schmieden bei der Schmiedeweihnacht: schwarz-koenig.at
alle anderen Fotos: Michael Tanzer | Moststraße
Vor der Holzwerkstatt in Ybbsitz erwartet mich Christian Fahrenberger. Wir treten in seine Werkstatt ein und ich tauche in eine intensiv nach frischem Holz duftende Wolke. Herrlich! Auf den Werkbänken stehen Heiligenfiguren, die noch auf den letzten Schliff warten. An den Wänden hängen Kreuze und Familienfotos. Ganz hinten stehen ein Tisch und eine Eckbank, wie in einer alten Stube. Daneben sorgt ein alter Ofen für gemütliche Wärme. Für Christian und seine Familie ist das hier nicht nur eine Werkstatt am Prollingbach. Es ist eine Wohlfühloase, ein Ort zum Kraft tanken. Mitten im Mostviertel, an der Eisenstrasse.
Ein weiteres Juwel an der Schmiedemeile im Mostviertel: die Holzwerkstatt Fahrenberger
Ein weiteres Juwel an der Schmiedemeile im Mostviertel: die Holzwerkstatt Fahrenberger
Jeder Künstler braucht eine Muse
Hier, in dem selbst errichteten Haus, lebt der Schnitzer und Bildhauer seine kreative Ader aus. Und das meist mit seinem Sohn Thomas, der seit Geburt behindert ist. Er ist seine Muse. Gemeinsam verbringen die beiden unzählige Stunden in der Werkstatt. „Zu 90 Prozent ist Thomas dabei, wenn ich schnitze.“ Es sind vor allem sakrale Figuren, Kreuze und Krippen, die Christian künstlerisch faszinieren. Obwohl bei ihm am liebsten Zirbenholz unters Messer kommt, verwendet er auch oft andere Holzarten. „Ich schnitze eigentlich jedes Holz, man braucht nur eine gute Schneid‘“, erklärt er und zeigt mir seine – fast heiligen – Messer in verschiedenen Größen. Neben den Auftragsarbeiten, entstehen oft auch Arbeiten nach Lust und Laune, die er in seinem Atelier und über Facebook anbietet.
Christian Fahrenberger in seiner Holzwerkstatt - alles begann mit einem Pinguin
Christian Fahrenberger in seiner Holzwerkstatt - alles begann mit einem Pinguin
Alles begann mit einem Pinguin
Auch sein neuestes Werk zeigt er mir. Es ist ein Lebenskreis, der die verschiedenen Lebensstadien und die Vergänglichkeit des Lebens symbolisiert. „Zu abstrakte Kunstwerke sind aber nicht unbedingt mein Geschmack. Mir ist wichtig, dass ich noch erkenne, was dargestellt ist. Es geht mir um Ehrlichkeit, auch in der Kunst“, betont der gelernte Tischler, der sich nach vielen Jahren als Projektleiter in der Baubranche für eine Ausbildung zum Krankenpfleger entschieden hat. Die Leidenschaft mit Holz zu arbeiten, war schon in Kinderjahren groß. Sein erstes Stück war ein Pinguin, den er noch immer bei sich in der Werkstatt hat. Als er mir einige ältere Arbeiten zeigt, kommt in Christian neben den Erinnerungen an früher auch ein bisschen Stolz auf: „Wenn ich mir anschaue, wie ich früher geschnitzt habe, dann merke ich was für eine Entwicklung ich seither gemacht habe.“ Als Hauptberuf möchte er die Schnitzerei und Bildhauerei trotz, oder gerade wegen seiner Leidenschaft dafür, aber nicht ausüben: „Ich glaube, ich würde dann die Freiheit verlieren.“
Der Künstler aus dem Mostviertel könnte zu jedem Gegenstand seine Geschichte erzählen
Der Künstler aus dem Mostviertel könnte zu jedem Gegenstand seine Geschichte erzählen
Heiliger Johannes mit Kraftband
Aus einer halben Stunde in der Werkstatt werden bald eineinhalb. Draußen wird es schon dunkel. Der Künstler könnte zu jedem Gegenstand eine Geschichte erzählen. Etwa zum Kreuz, das er speziell für Papst Franziskus anfertigte und ihm persönlich überreichen durfte. Das Duplikat hängt in seiner Werkstatt. Oder dem Heiligen Johannes, der auffällig auf der Werkbank steht. Das Besondere daran? Er ist etwas rauer geschnitzt, außerdem etwas muskulöser, kerniger und mit dezentem Kraftband am Bizeps dargestellt: „Das ist meine eigene Interpretation des Heiligen Johannes, speziell für den Auftraggeber“, schmunzelt der Künstler. „Der ist nämlich auch etwas muskulöser und hat Ecken und Kanten. Ich dachte das passt gut.“ Über 200 Arbeitsstunden waren dafür schon notwendig.
Am 14. und 15. Dezember findet in Ybbsitz die Flammende Schmiedweihnacht statt - das Atlier Fahrenberger ist ein Hotspot
Am 14. und 15. Dezember findet in Ybbsitz die Flammende Schmiedweihnacht statt - das Atlier Fahrenberger ist ein Hotspot
Flammende Schmiedeweihnacht beim Schnitzer
Am 14. und 15. Dezember wird hier, im Atelier Fahrenberger, einer der Hotspots der Flammenden Schmiedeweihnacht im Mostviertel sein. „Mein ganzes Atelier ist dann Ausstellungsfläche für meine Arbeiten“, erklärt der Künstler. So wie der Lebenskreis, das Papstkreuz und der Heilige Johannes gibt es unzählige Einzelstücke in der Holzwerkstatt Fahrenberger in Ybbsitz. Nach einer Weile merkt man: Dieser Künstler ist aus besonderem Holz geschnitzt.
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Foto Schmieden bei der Schmiedeweihnacht: schwarz-koenig.at
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