Die schönsten Weihnachtsgeschichten unterm Christbaum
Ob es nun Filme waren, wie „Love Actually“ oder einfach die Geschichte der Herbergsuche und vom Baby, das im Stall geboren wurde: Zu Weihnachten glauben wir, oder wünschen wir uns, dass einfach mehr möglich sein kann. Dass ein einzelner doch noch etwas mehr Licht in unsere Welt bringen kann.
Und so kann man sich vor oder nach der Bescherung unterm Christbaum doch für einen Augenblick zurücklehnen und gemeinsam eine kleine Geschichte lesen, die von Wundern erzählt oder einfach von kleinen Dingen, die unsere Welt eine Spur heller machen.
Einer der ältesten Hits der Welt hatte zwar nicht im Mostviertel, dafür im Salzburgerischen seine Geburtsstunde. 2018 wurde er 200 Jahre alt. (c) Salzburger Land Tourismus
Hier geht's zur Geschichte >>
Eine kleine Geschichte lesen, die von Wundern erzählt oder von kleinen Dingen, die unsere Welt eine Spur heller machen...
Sebastian stand im Wohnzimmer vor der Weihnachtskrippe und kaute auf seiner Unterlippe. Das tat er immer, wenn er intensiv nachdachte. „Du, Vater, warum wird Gott an Weihnachten ein Baby?“
(erzählt von Dieter Kohl)
Dass ein einzelner doch noch etwas mehr Licht in unsere Welt bringen kann. (c) Salzburger Land Tourismus
Es ist schon dunkel, als wir in unserem kleinen Landgasthaus endlich Sperrstunde machen können. Am Heiligen Abend wollen auch Wirtsleute einmal Zeit haben für die eigene Familie. Wenigstens für ein gemeinsames Abendessen vor der Bescherung, nachdem für die Weihnachtsvorbereitung ohnehin kaum Zeit war – neben dem Geschäft. Wo doch die Gattin von früh bis spät am Herd steht. Wenn die Gaststube voll ist, sobald die Männer vom Eisstockschießen hereinpoltern und danach Glühwein und Schnapstee verlangen. Und wo auch schon Wintergäste im Dorf sind.
(von Gerhard Spanring)
Vor oder nach der Bescherung unterm Christbaum doch für einen Augenblick zurücklehnen... (c) Salzburger Land Tourismus
Drei Märchenbücher wünsch' ich mir
Ein Domino, ein Lottospiel,
Ein Zelt und sechs Kanonen dann
Ein Perspektiv, ein Zootrop,
Mir fehlt - ihr wisst es sicherlich -
Um weiße Tiere auch von Holz
Auch einen großen Tannenbaum,
Doch dünkt dies alles euch zu viel,
Als Hänschen so gesprochen hat,
Wer so viel wünscht" - der Vater spricht's -
(Heinrich Seidel, 1842-1906)
Eine besondere Nacht >>
Fotocredits:
Frau mit Kindern unterm Christbaum beim Lesen: shutterstock
Eine besondere Nacht: Schneefoto, Kinder beim Musizieren, Mädchen beim Weihnachtsbaum, Stille Nacht Liedtext, Familie beim Musizieren: Salzburger Land Tourismus
alle anderen Fotos: Das Schloss an der Eisenstrasse
Und so kann man sich vor oder nach der Bescherung unterm Christbaum doch für einen Augenblick zurücklehnen und gemeinsam eine kleine Geschichte lesen, die von Wundern erzählt oder einfach von kleinen Dingen, die unsere Welt eine Spur heller machen.
Eine Auswahl der besten, aber auch lustigsten Weihnachtsgeschichten findet ihr hier:
Einer der ältesten Hits der Welt hatte zwar nicht im Mostviertel, dafür im Salzburgerischen seine Geburtsstunde. 2018 wurde er 200 Jahre alt. (c) Salzburger Land Tourismus
1. Eine besondere Nacht
Zum 200 Jahre Jubiläum vom Lied „Stille Nacht“ habe ich selbst eine kleine Geschichte geschrieben:Hier geht's zur Geschichte >>
Eine kleine Geschichte lesen, die von Wundern erzählt oder von kleinen Dingen, die unsere Welt eine Spur heller machen...
2. Die Weihnachtsameise:
Sebastian stand im Wohnzimmer vor der Weihnachtskrippe und kaute auf seiner Unterlippe. Das tat er immer, wenn er intensiv nachdachte. „Du, Vater, warum wird Gott an Weihnachten ein Baby?“
„Wie?“ Überrascht sah der Vater auf.
„Warum wird Gott ein Baby?“ Sebastian blieb beharrlich bei seiner Frage.
„Ja, weißt du, ich glaube, Gott wollte den Menschen nahe sein, er wollte, dass sie ihn verstehen…“ „Als Baby?“ Sebastian schüttelte den Kopf. Wenn Gott wollte, dass die Menschen ihn besser verstehen, dann hatte er sich keinen guten Weg ausgewählt. Was sollte da ein kleines Kind!
Vater hatte sich inzwischen gefangen. „Ich habe da mal eine Geschichte gehört, mit der man das vielleicht etwas besser verstehen kann. Mal sehen, ob ich sie noch zusammenbekomme“.
Sebastian kletterte auf Vaters Schoß und blickte ihn gespannt an.
„Also, ich glaube, die Geschichte ging so:
Eines Tages war der alte Lord mit seinem Sohn in den Wald gegangen. Sie schritten zwischen den mächtigen Bäumen hindurch. Der Lord hatte beschlossen, alle fällen zu lassen. Schon bald würde man hier das Klingen der Äxte und die Rufe der Arbeiter hören. Dieser Wald hatte seine Zeit gehabt. Alles würde hier neu werden.
Der Sohn war vor einem Ameisenhaufen stehen geblieben. Interessiert beobachtete er das emsige Treiben der kleinen Tierchen. Alle waren sehr beschäftigt. Einige schleppten Tannennadeln, andere Steinchen, die größer waren als sie selbst. Wieder andere liefen nur hin und her und man konnte nicht erkennen, was ihre Aufgabe war.
„Was wird mit den Ameisen hier passieren?“ Der Sohn sah zu seinem Vater auf.
„Auch für sie wird es ein Ende haben, wenn wir den Wald schlagen.“
„Aber das müssen wir ihnen doch sagen!“
Der Lord lächelte. „Ihnen sagen?! Wie wollen wir den Ameisen sagen, dass es mit dem Wald und mit ihrer kleinen Welt, mit ihrem Ameisenhaufen, zu Ende geht?“
„Ich weiß es!“, rief der Junge aufgeregt. Er hatte einen großen Stein entdeckt, den er hochhob und mitten in den Ameisenhaufen fallen ließ.
„Was tust du da!“, rief der Lord. „Du zerstörst ja alles!“
„Nicht alles. Ich weiß, es ist eine Katastrophe für sie. Aber ich muss ihnen doch irgendwie sagen, dass Gefahr besteht!“
Auf dem Ameisenhaufen war inzwischen die Hölle los. Wie sinnlos liefen die kleinen Tiere hin und her. Der Stein war tief in den Ameisenhaufen eingesunken.
„Ich bin gespannt, was jetzt passiert“, interessiert beobachtete der Junge die Tiere.
„Komm lass uns weitergehen“, drängte der Lord. „Auf dem Rückweg können wir hier noch einmal vorbeikommen.“
Zögernd ging der Junge mit. Als die beiden nach geraumer Zeit wieder zum Ameisenhaufen kamen, hatte sich die Aufregung dort schon gelegt. Von den Zerstörungen war kaum mehr was zu sehen. Der Stein war eingebettet in die Ameisenwelt. Das Ameisenleben ging wieder seinen gewohnten Gang.
„Sie haben nichts begriffen!“, rief der Junge aus. „Alles ist wie vorher!“ Nach einer Weile meinte er leise: „Wahrscheinlich müsste ich eine Ameise werden, damit sie verstehen, was ich ihnen sagen will.“
Der Lord sah ihn fragend an.
„Ich müsste ganz klein werden. Einer von ihnen. Müsste ihre Sprache sprechen, in ihrer Welt leben.“
„Ja“, der Lord nickte. „Das wäre wahrscheinlich die einzige Möglichkeit. Aber ob sie dir dann glauben würden? Ob sie dir glauben, dass du mein Sohn bist, und ob sie dir glauben, dass du weißt, was mit dem Wald und mit ihrer kleinen Welt passiert?“
„Man müsste es versuchen“, sagte der Junge.
„Man müsste es versuchen“, nickte der Lord.
Aufatmend lehnte sich der Vater im Sessel zurück.
„Ich hätte es auch versucht“ sagte Sebastian.
„Ja, ich weiß.“ Der Vater lächelte. „Gott hat es versucht. Er wurde so klein wie ein Mensch und lag eines Tages als neugeborenes Baby in der Krippe. Er wollte, dass wir ihn verstehen. Und“, fügte er ernst hinzu, „nur wer glaubt, dass das Kind in der Weihnachtskrippe Gottes Sohn ist, wird ihn verstehen und – was noch wichtiger ist – wird ihn ernst nehmen.“
Sebastian war aufgestanden und zur Weihnachtskrippe gegangen, um sich noch einmal das Jesuskind anzusehen. Deshalb wurde Gott ein Baby. Wir waren ihm nicht gleichgültig. Er hatte uns etwas Wichtiges zu sagen. Langsam begann er zu begreifen, was Weihnachten wirklich war.
(erzählt von Dieter Kohl)
Dass ein einzelner doch noch etwas mehr Licht in unsere Welt bringen kann. (c) Salzburger Land Tourismus
3. Der Weihnachtsfisch
Es ist schon dunkel, als wir in unserem kleinen Landgasthaus endlich Sperrstunde machen können. Am Heiligen Abend wollen auch Wirtsleute einmal Zeit haben für die eigene Familie. Wenigstens für ein gemeinsames Abendessen vor der Bescherung, nachdem für die Weihnachtsvorbereitung ohnehin kaum Zeit war – neben dem Geschäft. Wo doch die Gattin von früh bis spät am Herd steht. Wenn die Gaststube voll ist, sobald die Männer vom Eisstockschießen hereinpoltern und danach Glühwein und Schnapstee verlangen. Und wo auch schon Wintergäste im Dorf sind.
Doch wie jedes Jahr hängen wieder ein paar Väter mit ihren ungeduldigen Halbwüchsigen bei Bier und Cola herum – bis bei ihnen zu Hause der Christbaum fertig aufgeputzt ist.
Als ich also endlich den Schlüssel umdrehen kann, decken die Kinder bereits den Küchentisch. Die zwei Großen sind sonst in der Stadt in der Lehre, und auch unser Student war aus dem Internat über die Weihnachtsferien heimgekommen. Und unser Blondschopf, der Jüngste, steht auf seinen Zehenspitzen und lugt in die große Pfanne am Herd, wo schon die Forellen brutzeln. „Fisch mit Kopf“ - im Gegensatz zu Scholle oder Dorsch aus der Tiefkühlpackung – ist sein Lieblingsessen. Längst hat er sich zwei davon ausgesucht, die er nicht mehr aus den Augen lässt.
Gerade als angerichtet wird, und die Großen schon beim Tisch sitzen, pocht es an der Fensterscheibe. „Da will sicherlich so ein Lästiger noch Zigaretten“, entfährt es mir. Unwillig gehe ich in die Gaststube hinüber, mache Licht und sperre auf. Der Wind weht außer der Kälte eine schneebedeckte Gestalt in den Raum. Die Wollhaube tief in die Stirn, darunter Eisperlen in Brauen und Bart. Er klopft den Schnee vom Mantel, schüttelt die Haube aus und lässt sich wie selbstverständlich auf der Bank beim Stammtisch nieder, als wisse er nicht, dass Heiliger Abend ist, wo doch die Wirtsleute auch einmal...
„Josef, heute ist zugesperrt. Wir brauchen auch einmal Ruhe. Du musst leider wieder...!“ Es fällt mir nicht leicht. Josef ist ein alter Mann. Ein Ausländer. Manche fürchten sich vor ihm, wenn er ein paar Mal im Jahr in unserem Dorf auftaucht. Er hilft dann bei der Ernte, gräbt einen Brunnenschacht, macht jede Arbeit für Kost und Quartier. Quartier im Heustall. Nachdem ihm der Bauer Zigaretten und Zündhölzer abgenommen hat. Man weiß ja nie!
Die Küchentür fällt ins Schloss. Blondschopf wieselt daher, in jeder Hand einen Teller balancierend. Auf jedem eine gebratene Forelle. Einen Teller schiebt er Josef hin, zum anderen kraxelt er selber auf einen Stuhl. „Papa, kannst schon in die Küche gehen.“ Josef greift über den Tisch, streicht dem Buben wortlos über den blonden Schopf und sieht nicht meine Verlegenheit, als ich ihm eine Flasche Bier hinstelle und in die Küche gehe. Zum Weihnachtsessen. Mit der Familie. Ohne unseren Blondschopf, der mit leuchtenden Augen zuschaut, wie es dem Josef schmeckt. Die Forelle. Seine Forelle. Während draußen der Wind heult. In der Heiligen Nacht.
Als Blondschopf dann noch Polster und Decken heranschleppt und auf der Wirtshausbank ausbreitet, gehe ich zu meiner Familie ins Wohnzimmer. Während sich Josef in der Gaststube ausstreckt, stehen wir beschämt und glücklich zugleich vor dem Christbaum, hat uns doch ein reines Kinderherz daran erinnert, was Weihnachten ist.
(von Gerhard Spanring)
Vor oder nach der Bescherung unterm Christbaum doch für einen Augenblick zurücklehnen... (c) Salzburger Land Tourismus
4. Der kleine Nimmersatt
Bei der (normalerweise) alljährlichen Weihnachtsfeier im RelaxResort Kothmühle wird diese Geschichte immer von Bernhard vorgelesen:
Ich wünsche mir ein Schaukelpferd,
´ne Festung und Soldaten
und eine Rüstung und ein Schwert,
Wie sie die Ritter hatten.
Drei Märchenbücher wünsch' ich mir
Und Farbe auch zum Malen
und Bilderbogen und Papier
Und Gold- und Silberschalen.
Ein Domino, ein Lottospiel,
Ein Kasperletheater,
Auch einen neuen Pinselstiel
Vergiss nicht, lieber Vater!
Ein Zelt und sechs Kanonen dann
Und einen neuen Wagen
Und ein Geschirr mit Schellen dran,
Beim Pferdespiel zu tragen.
Ein Perspektiv, ein Zootrop,
´ne magische Laterne,
Ein Brennglas, ein Kaleidoskop -
Dies alles hätt' ich gerne.
Mir fehlt - ihr wisst es sicherlich -
Gar sehr ein neuer Schlitten,
Und auch um Schlittschuh' möchte ich
Noch ganz besonders bitten.
Um weiße Tiere auch von Holz
Und farbige von Pappe,
Um einen Helm mit Federn stolz
Und eine Flechtemappe.
Auch einen großen Tannenbaum,
Dran hundert Lichter glänzen,
Mit Marzipan und Zuckerschaum
Und Schokoladenkränzen.
Doch dünkt dies alles euch zu viel,
Und wollt ihr daraus wählen,
So könnte wohl der Pinselstiel
Und auch die Mappe fehlen.
Als Hänschen so gesprochen hat,
Sieht man die Eltern lachen:
"Was willst du, kleiner Nimmersatt,
Mit all den vielen Sachen?
Wer so viel wünscht" - der Vater spricht's -
"Bekommt auch nicht ein Achtel -
Der kriegt ein ganz klein wenig Nichts
In einer Dreierschachtel."
(Heinrich Seidel, 1842-1906)
In diesem Sinne wünschen wir euch ein wunderschönes Weihnachtsfest und dass der eine oder andere geheime Wunsch ja vielleicht wie durch ein Wunder wahr wird!
Eine besondere Nacht >>
Fotocredits:
Frau mit Kindern unterm Christbaum beim Lesen: shutterstock
Eine besondere Nacht: Schneefoto, Kinder beim Musizieren, Mädchen beim Weihnachtsbaum, Stille Nacht Liedtext, Familie beim Musizieren: Salzburger Land Tourismus
alle anderen Fotos: Das Schloss an der Eisenstrasse