Ungewöhnliche Brautkleider - Teil 2
Mein maßgeschneidertes Brautkleid aus Vietnam.
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er nicht nur etwas erzählen, sondern vor allem auch etwas mitnehmen. In meinem Fall war das etwas, das alles andere als eine Kleinigkeit ist: nämlich ein maßgeschneidertes Brautkleid. Und der Weg dahin (nein, nicht nur die Fluganreise nach Vietnam), sondern das ganze Maßschneidern vor Ort war durchaus eine Challenge. Wenn ich das vorher gewusst hätte… Aber nun mehr dazu:
Das Jahr 2017 war ein ganz und gar erfolgreiches. Wir waren 3 befreundete Pärchen, die nicht nur miteinander in den fernen Osten reisen wollten, sondern sich auch alle innerhalb kürzester Zeit verlobt hatten. Kurzerhand, warum nicht diese Reise mit dem Shopping für kostspielige Hochzeitsmode verbinden? Gesagt, getan!
3 befreundete Pärchen mit einem Ziel: Urlaub in Vietnam und die Reise mit Shopping für kostspielige Hochzeitsmode verbinden.
3 befreundete Pärchen mit einem Ziel: Urlaub in Vietnam und die Reise mit Shopping für kostspielige Hochzeitsmode verbinden.
Bei der Recherche war uns schnell klar, dass die Stadt Hoi An, an der Küste und relativ in der Mitte Vietnams gelegen, das Mekka der Maßschneiderei in Vietnam ist. Aber da es neben den Bergen von Sapa, der Ha Long Bucht und nicht zuletzt spannender Städte wie Hanoi und Ho Chi Minh City einfach unglaublich viel zu sehen gibt, haben wir nur ganze 4 Tage für unser Schneiderei-Projekt eingeplant.
Im wunderschönen Hoi An angekommen, ging es auch gleich in die Schneidereien, die wir uns zuvor von anderen Touristen empfehlen haben lassen: „Tuong Tailor“ für die Damen und „Bibi Silk“ für die Herren. Selbstverständlich durften die Frauen jederzeit die Männer besuchen, mitmischen und bei der Anprobe zusehen, umgekehrt war dies aber streng verboten. Und Anzüge schneidern, das hat sich schnell gezeigt, können die Schneider dort aus dem linken Ärmel (geschneidert werden dann aber natürlich 2 Ärmel!). Aber ein Brautkleid in nur 4 Tagen – das war doch etwas speziell.
Anzüge schneidern, das hat sich schnell gezeigt, können die Schneider dort aus dem linken Ärmel.
Anzüge schneidern, das hat sich schnell gezeigt, können die Schneider dort aus dem linken Ärmel.
Zuerst galt es einmal die Stoffe auszusuchen. Wir hatten den durchaus beliebten Vintage-Spitzen-Look im Kopf. Aber dann gleich einmal die erste Ernüchterung: Die Auswahl an Spitzenstoffen war sehr, sehr bescheiden. Im Gegensatz zu vielem anderen werden diese nämlich nicht in Vietnam produziert, sondern bei uns in Europa, in Spanien und Italien, so erklärte man uns. Entsprechend teuer sind die Stoffe. Dann auf Schnitte einigen, Maß nehmen und am nächsten Nachmittag zur allerersten Anprobe.
In derselben Nacht konnte ich aber nicht schlafen. Der Spitzenstoff, den ich mir ausgesucht hatte (oder vielleicht doch einreden ließ?), war eigentlich gar nicht so, wie ich mir das vorgestellt gehabt hatte. Im Morgengrauen und bei strömendem Regen machte ich mich gleich wieder zu Fuß auf den Weg zur Schneiderei, um ihnen zu sagen, dass ich doch unbedingt den anderen Spitzenstoff will, von dem sie nur noch ganz wenige Reste hatten. Während ich noch vor dem geschlossenen Geschäft wartete, immer nervöser, ob meine Entscheidung nicht eh schon viel zu spät war und ob meine E-Mails von vergangener Nacht angekommen waren, ging doch die Türe auf und man sicherte mir zu, dass das mit dem Reststoff schon irgendwie klappen würde. Puh. Ein erster Stein fiel mir vom Herzen.
Zur Anprobe durften wir kurzerhand mit unseren jungen Schneiderinnen hinten am Moped mitfahren.
Zur Anprobe durften wir kurzerhand mit unseren jungen Schneiderinnen hinten am Moped mitfahren.
Zur Anprobe am Nachmittag durften wir kurzerhand mit unseren jungen Schneiderinnen hinten am Moped mitfahren. In der Werkstätte angekommen, fanden wir uns in einem kleinen, gefliesten Raum voller Stoffe wieder. Das charmant-bläuliche Licht der Neonröhren ließ meine Gesichtshautfarbe besonders schlecht ausschauen und ein kleiner Hund verlor ständig Büschel seines Fells. Kurzerhand, jetzt nicht ganz das Happy Feeling, das sich „Braut“ vorstellt. Aber unsere Schneiderin hatte in der ersten Nacht schon Fantastisches geleistet und sollte dies – so viel vorab – auch in den nächsten 2 Tagen noch perfektionieren. Ein paar Hoppalas gab es aber dennoch: ein reinweißer Tüll statt eines cremeweißen, von dem dann alle Blumenspitzen wieder runtergetrennt werden mussten; ein viel zu aufdringlicher Reißverschluss am Rücken und am Vorabend des Abholens des Kleides die ultimativen Zweifel, ob das am Ende des Tages überhaupt das richtige Brautkleid sei?
Am Vorabend gab es noch die ultimativen Zweifel, ob das am Ende des Tages das richtige Brautkleid sei...
Am Vorabend gab es noch die ultimativen Zweifel, ob das am Ende des Tages das richtige Brautkleid sei...
Aber ich kann euch beruhigen, wir haben dann wirklich unsere Vietnamesischen Brautkleider 3 Mal gefalten, in unseren Tramper-Rucksäcken verstaut und einige Monate später darin geheiratet. Einige der Fotos kennt ihr ja schon. ;-)
Wir haben dann wirklich alle drei in unseren Vietnamesischen Brautkleidern geheiratet. Einige der Fotos kennt ihr ja schon.
Wir haben dann wirklich alle drei in unseren Vietnamesischen Brautkleidern geheiratet. Einige der Fotos kennt ihr ja schon.
Ob ich es noch einmal machen würde? Gute Frage. Preislich lagen unsere Kleider zwischen 500 und 800 €. Wenn man den Flug dazurechnet (und die CO2 Emissionen), bekommt man bei uns dann doch wohl auch schon ein hübsches Brautkleid, wenn auch nicht maßgeschneidert. Eine Alternative ist dann auch noch ein gebrauchtes Brautkleid. Vietnam ist auf jeden Fall eine Reise wert – und etwas zu erzählen hat man auf jeden Fall!
Ungewöhnliche Brautkleider - Teil 1 >>
7 No Go's: Darum finden Sie das perfekte Brautkleid nicht >>
Fotocredits:
Fotos von der Hochzeit: Michael Föls | Martina fotografiert
Kleid abstecken auf Puppe, Nähutensilien, Schneiderinnen mit Nähmaschine: shutterstock
alle anderen Fotos: Schlosshotel Eisenstrasse
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Fotos von der Hochzeit: Michael Föls | Martina fotografiert
Kleid abstecken auf Puppe, Nähutensilien, Schneiderinnen mit Nähmaschine: shutterstock
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