Der Berg und sein Meister
Mit dem Mountainbike auf den Prochenberg. 38 Kilometer und 900 Höhenmeter: Eine Strecke, die das Attribut „schwierig“ zu recht verdient!
Mit dem MTB vom Schloss an der Eisenstrasse auf den Prochenberg
Nach weiteren 160 Höhenmetern war dann aber Schluss, kein Saft mehr im Tank!
Zeit für die erste Pause
Eine sensationelle Aussicht auf Ybbsitz
Vor ein paar Jahren bin ich mit meiner Liebsten auf den Prochenberg gewandert, der mit seinen 1.123 Metern Höhe der Hausberg unserer Nachbargemeinde Ybbsitz ist. Von damals hab' ich noch in Erinnerung, dass es ganz schön steil bergauf ging. Kurz gesagt, das richtige Ziel für eine anspruchsvolle Mountainbike-Tour im Mostviertel. Ich fuhr an einem sehr sonnigen Nachmittag mit dem MTB vom Schloss an der Eisenstrasse nach Ybbsitz, um nach 12 Kilometern flachem Anradeln den Berg zu erklimmen. Es war sehr heiß und auch das Zeitlimit, welches ich mir gesetzt hatte, sollte sich als eher ungünstig herausstellen.
Mit dem MTB vom Schloss an der Eisenstrasse auf den Prochenberg
Eine Extraportion Adrenalin
Ich bin es von Anfang an viel zu schnell angegangen und, dass ich den Anstieg in Ybbsitz nicht gleich gefunden hatte, versetzte mir noch eine Extraportion Adrenalin. Nicht links von der Kirche, nein, direkt an der linken Kirchenmauer entlang geht es hinauf zum Prochenberg! Und hinauf gings gleich ordentlich!
Die ersten 300 Höhenmeter führen aus dem Ort zum Bauernhof Haselsteiner, an dem ich rechts abbog. Zu Beginn ist der Forstweg eine schmale Asphaltstraße, die nach wenigen hundert Metern in einen Schotterweg mündet, dieser ist für den Autoverkehr gesperrt.
Prochenberg MTB-/Wanderweg
Zweifel an meiner Fähigkeit
Kurz nach Beginn des Schotterweges gab es ein nettes Bankerl, an dem ich einfach nicht vorbei fahren konnte. Zeit für die erste Pause, denn die Aussicht auf Ybbsitz war atemberaubend. Es war gerade einmal schwach die Hälfte des Anstiegs geschafft und die Zweifel an meiner Fähigkeit, den Berg zu erklimmen, wollten nicht ganz weichen.
Ich freute mich bereits jetzt auf ein gemütliches Elekktrolyt-Getränk auf der Prochenberghütte, welches meine schon schwindende Motivation wieder steigern sollte. Leider habe ich aber bei der Abzweigung das Schild übersehen, welches die nicht bewirtschaftete Raststation ankündigte.
Nichtsdestotrotz, aufgeben war nicht so meine Sache, und so nahm ich die Steigung weiter in Angriff. Der Schotterweg schlängelte sich liebevoll durch den Wald den Berg hinauf, hie und da mit einem Ausblick auf das Tal. Nach weiteren 160 Höhenmetern war dann aber Schluss, kein Saft mehr im Tank! Was blieb mir anderes übrig, als „Schwanz einziehen“, heimfahren und Wunden lecken!
Nach weiteren 160 Höhenmetern war dann aber Schluss, kein Saft mehr im Tank!
Diese Niederlage konnte ich nicht auf mir sitzen lassen
Nun musste trainiert werden, um in einem Monat den zweiten Anlauf zu schaffen. Naja, das Monat verging, aber das mit dem Training wollte nicht so ganz gelingen. Aber was soll's, ich will unbedingt mit meinem MTB da rauf!
Aus meinen Fehlern lernend, entschied ich mich für einen Tag ohne Termindruck und ja, das Wetter mit 15° Celsius, war wesentlich kräfteschonender. Als ich losfuhr, bemerkte ich in den Kurven ein komisches Geräusch. Das kann nicht sein, ich hatte viel zu wenig Luft in den Reifen. Sollte das eine Ausrede werden für ein erneutes Scheitern? Aber nein, so einfach mache ich mir das nicht! Da hörte ich schon den Fahrradverkäufer meines Vertrauens im Ohr: „Für Schotterwege wird sowieso weniger Reifendruck empfohlen.“ Aber gleich so wenig?
Zeit für die erste Pause
Der K(r)ampf mit der Wade
Gemütlich radelte ich also auf dem idyllischen Ybbstalradweg entlang der Ybbs nach Ybbsitz, um direkt(!) an der Kirche den Anstieg in Angriff zu nehmen. Innerlich viel ruhiger als beim ersten Mal hatte ich meinen Puls im Griff und stieg so, langsam aber kontinuierlich, den Berg hinauf. Aus der anfänglichen Skepsis, ob es dieses Mal klappen würde, nährte sich mein Optimismus, als ich das Bankerl – meiner damaligen ersten Pause – hinter mir ließ. Zufrieden pausierte ich bei der nächsten Sitzgelegenheit. Nach einem kurzen Beine-Vertreten ging's gleich weiter. Der Untergrund war deutlich schwieriger zu fahren, weil der Starkregen der letzten Wochen, den Schotter mächtig aufgeweicht hatte. Ganz schön anstrengend, kann ich euch sagen! Der Anstieg wurde nun deutlich heftiger und mein Tempo glich mehr dem eines Wanderers. Kräftetechnisch voll auf Anschlag passierte mir dann ein Fehltritt. Der Krampf schoss mir in die linke Wade, dass es eine Freude war! Zum Glück kam ich noch rechtzeitig aus den Klickpedalen um einen Sturz zu vermeiden. Es war also Zeit für eine zweite Trinkpause, allerdings nicht ganz freiwillig!
Eine sensationelle Aussicht auf Ybbsitz
Glücklich und zufrieden
Wie sich später herausstellte, fehlten mir noch gut 200 Höhenmeter, die dann aber etwas weniger steil waren. Und so kam ich nach ziemlich genau zwei Stunden auf den Gipfel zur Prochenberghütte, der Perle der Ybbstaler Alpen. Glücklich und zufrieden genoss ich den wunderschönen Rundblick über das Mostviertel auf der Aussichtsplattform. Ich hatte es geschafft und diese Aussicht war der wahre Lohn der Anstrengung.
Die Rückfahrt ist ob des schlechten Untergrundes nicht ganz ungefährlich und am besten langsamer als gewohnt zu bewältigen. Die letzten Kilometer lädt der Ybbstalradweg ein, nochmals alle verbliebenen Reserven abzurufen und ein wenig Tempo zu bolzen. In Summe waren es 38 sehr fordernde Kilometer mit 900 Höhenmetern – eine anspruchsvoll MTB-Tour mit fantastischen Blick auf das Ybbstal.
Prochenberghütte, Ziel erreicht
Fotocredits: Johannes Scheiblauer
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Prochenberghütte, Ziel erreicht
Fotocredits: Johannes Scheiblauer
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