Kaffeehaustradition à la Mostviertel
Der Kaffee – ein Traditionsgetränk
Waidhofen hat zu jeder Jahreszeit seinen Reiz. Doch was macht man in dieser charmanten Stadt an einem kalten, verschneiten Wintertag? Richtig, man erkundet die traditionsreichen Kaffehäuser und wird überrascht...
Als "zuagroaste" Oberösterreicherin, die lange in Wien gelebt hat, lasse ich mir heute von meinen Fremdenführern zeigen, wie geschichtsträchtig nicht nur die Stadt, sondern auch deren Kaffeehäuser sind. Wir treffen uns am Vormittag beim Schloss an der Eisenstrasse, denn von hier aus führt der Ybbs-Steg direkt ins Stadtzentrum.
Cremige Schnitten unter den Renaissance-Arkaden
Der Fluss gurgelt unter uns und dieser Blick auf die Stadt der Türme hat mich wieder Mal in den Bann gezogen. Neugierig biegen wir auf den oberen Stadtplatz ein und nach ein paar Gehminuten erreichen wir schon unser erstes Ziel – das Stadtcafé Hartner, direkt gegenüber des Stadtturms. Wir spazieren staunend an der prallgefüllten Vitrine vorbei und ich bin entzückt über den hübschen, überdachten Innenhof, der im Hinteren des Lokals zum Vorschein kommt.
Im Renaissance Arkadenhof den Kaffee genießenWir nehmen im hellen Arkadenhof Platz und lassen uns über die Spezialitäten des Hauses aufklären. Die wundervolle Kardinalschnitte überrascht mit ein paar fruchtigen Himbeeren und die neueste Kreation – ein Amaretto-Schokotörtchen – besticht durch eine luftige Creme und ausgesprochen hübscher Optik. Die engagierte Kellnerin erzählt uns, dass die Bäckerei seit 1932 besteht und dass nach höchsten Bio-Standards mit regionalen Zutaten gebacken wird.
Amaretto-Schokotörtchen und ein Herrlicher CappuccinoAngetan von der gemütlichen Atmosphäre müssen wir leider schon wieder weiter, denn es gibt noch mehr zu entdecken. Wir schlüpfen bei der Tür hinaus in die Kälte und begeben uns schnurstracks auf die Suche nach dem nächsten Traditionsbetrieb. Vom oberen zum unteren Stadtplatz sind es nur ein paar wenige Schritte und schon von der Ferne leuchten uns die knallblauen Fensterläden entgegen und die vielsagende Fassadenaufschrift „Dampf- und Zuckerbäckerei Piaty“ lässt nur das Beste vermuten.
Viel Dampf in der Zuckerbäckerei
Bezaubert von der denkmalgeschützten Hausfront treten wir ein und befinden uns sogleich in einer anderen Welt. Die dunkle Edelholz Vertäfelung erinnert an die Biedermeier Kaffeehäuser Wiens und wir fühlen uns sogleich 100 Jahre zurückversetzt.
Das beeindruckende Entrée im Biedermeier StilEs herrscht reger Betrieb, denn das Brot und Gebäck aus dem größten und ältesten Dampfbackofen Österreichs (erbaut 1925) ist legendär, erzählt uns Thomas Piaty, der Hausherr, persönlich. Er schwärmt von seinem geschichtsträchtigen Betrieb und von dem im 1. Stock befindlichen Volkskundemuseum, welches sein Großvater mit Liebe zum Detail aufgebaut hat.
Wir genießen ein Glas Sekt und die geschichtsträchtigen RäumlichkeitenNach so viel Geschichte lädt uns Thomas Piaty auf ein Glaserl Sekt ein und wir müssen feststellen, dass eine gute Piaty Torte sowie der berühmte Mokka-Wind nicht nur zu Kaffee hervorragend passen. Beschwingt von dem prickelnden Getränk dampfen wir ab...
Frische Gemütlichkeit
Der Zuckerspiegel wurde diesen Vormittag schon ziemlich strapaziert und irgendwie gustert es uns alle nach etwas Saurem, Frischen, Knackigen... So kommt es, dass wir uns auf neue Pfade begeben, denn seit September 2021 ist Waidhofen um eine nette Gaststätte reicher. Der Ex-Skirennläufer Thomas Sykora und seine Frau Verena haben sich um die alte Milchbar angenommen und sowohl das Innenleben als auch die Speisekarte neu interpretiert. Schon beim Eintreten ins Momo sprüht uns urbanes Flair entgegen und wir suchen uns einen lauschigen Platz auf einer samtigen Bank. Samstags gibt es immer Brunch und als Frühstücks-Special Momos Toast Sandwich, welches wir sogleich bestellen. Das Tablett mit unserer Getränkebestellung kann sich sehen lassen: vom hausgemachten Eistee über den frisch gepressten Orangensaft bis hin zum Ingwershot sieht alles grandios aus.
Die frischen Getränke werden serviertWährend wir uns unsere Speisen konzentrieren, betritt im Skianzug gekleidet die Chefin das Lokal. Verena Sykora berichtet uns, dass es am Berg zu windig war und sie den Skitag abbrechen mussten und dass sie sich jetzt auf ein gutes Essen im eigenen Lokal freut. Genau das war auch die Idee: gesunde Gerichte, welche die Familie selber gerne konsumiert in ihrer Kitchen.Coffee.Lounge anzubieten. So kann man sich im Momo über Waffeln, Bowls, Currys und vegane Suppen freuen. Und Waidhofen ist um eine erfrischende Institution reicher.
Urbanes Flair in der Kitchen.Coffee.Lounge
Angenehm gesättigt und geboostert mit vielen Vitaminen, beschließen wir unsere Runde und schlendern Richtung Schloss an der Eisenstrasse zurück.
Hält man sich links vom Stadtbrunnen am unteren Stadtplatz, könnte man auch noch das Café Erb besuchen. Auch das ist ein traditioneller Familienbetrieb, der seinen Gästen Kaffeehauskultur vom Feinsten bietet. Leider war es uns bei dieser Tour nicht möglich, vorbei zu schauen, aber aufgehoben ist nicht aufgeschoben. Das Erb ist auf jeden Fall auch einen Besuch wert.
Historisch, regional und nachhaltig
Voller Begeisterung habe ich festgestellt, dass in Waidhofen Gastronomie mit großer Leidenschaft betrieben wird. Es ist schön zu sehen, dass wirklich in allen Betrieben, die wir besucht haben, Regionalität und Nachhaltigkeit groß geschrieben werden.
P.S. Wenn du dich fragst, warum du mich auf den Fotos nicht entdecken konntest? – Ich bin die Person hinter der Kamera ;-)
Lust auf einen Kaffee in Waidhofen?
Fotocredits: Das Schloss an der Eisenstrasse/Johanna Meinschad