Wandern auf den Spuren von Schmugglern
Was gibt es Schöneres, als sich mit seinem Liebsten eine Auszeit zu genehmigen. Die Kinder sind auf Urlaub bei Oma und so gönnen wir uns zwei Tage Romantik an der Eisenstrasse. Wir starten mit etwas Kultur in Waidhofen. Dort gibt es wieder Filmgenuss unter Sternen im Schlosshof Kino. Nach einer sehr angenehmen Nacht in einem der historischen Schlosszimmer genießen wir das köstliche Frühstück. Die Sonne scheint, der Himmel ist wolkenlos – ein perfekter Tag um eine Wanderung zu wagen.
Der Mostviertler Kultur auf der Spur: ferroArte-Weg
Vom Schloss an der Eisenstrasse fahren wir ca. 30 Minuten mit dem Auto durch dass Urltal und parken bei der Pfarrkirche in Reinsberg, denn hier startet auch der ferroARTE-Weg. Die Sonne hat mittlerweile die Umgebung schon mehr aufgeheizt als uns lieb ist, dennoch wandern wir neben duftenden Sommerblumenwiesen den Berg Richtung Burgarena hoch.
Trotz sengender Hitze wandern wir Richtung Burgarena Reinsberg.
Von Rittern und Schmugglern
Nach der Abzweigung Richtung Burg Reinsberg freuen wir uns über schattenspendende Bäume und eine kühle Brise. Der bisherige Anstieg hat uns bereits ordentlich zum Schwitzen gebracht. Am Weg schlüpfe ich kurz in die Rolle eines Ritters, bevor wir die tolle Aussicht über die typisch für diese Gegend sanften Hügel genießen. Beim Eingang der Burg liegt ein sehr großes Horn aus Stahl, das in Richtung Höhenberg zeigt. Thomas versucht einen Ton herauszubekommen, aber wirklich erfolgreich war das nicht. Der Weg führt weiter durch den Wald und kreuzt bei einer kleinen Brücke den Grenz- und Mautwanderweg. Hier waren also zu Kaisers Zeiten die Schmuggler unterwegs. Damals gab es für den Eisen- und Lebensmitteltransport strikt vorgeschriebene Wege, denn durch diesen „Straßenzwang“ konnten Mauten und Zölle eingehoben werden. Um diese Vorschriften zu umgehen, wurden Eisen, Salz und Proviant, aber auch Wein aus Italien und Ungarn auf diesen Wegen hier geschmuggelt – sehr interessant und spannend wie ich finde.
Am Burgsteig lernen wir einiges über die Ritter
Am Rande des Urmeers
Nach kurzem Anstieg durch den dichten Wald erreichen wir den sogenannten Frauenstein, der im Volksmund auch als „Fraustoamau“ oder „Büdmau“ bezeichnet wird. Ich bin ganz begeistert von der besonderen Höhle mit den vielen Marienbildern. Man spürt die besondere Energie, die hier herrscht und es verwundert mich nicht, dass schon immer Menschen hierher kamen um Ruhe und Besinnung zu finden. Am Hinweisschild lese ich, dass sich genau hier vor 300 Millionen Jahren die Küste des Urmeers befand. Diese Grotte ist durch Auswaschungen entstanden, denn man vermutet, dass der Frauenstein zu den Kalkklippen im Molassemeer gehörte. Unglaublich, das hätten wir nicht gedacht.
In der Grotte Frauenstein spürt man die besondere Energie.
Das beste Versteck
Unweit des Frauensteins finden wir das nächste Hinweisschild. hier könnte man sich noch die „Karner Höhle“ ansehen. Der Name stammt vom Desserteur Engelbert Karner, der sich im 1. Weltkrieg dem Militärdienst verweigerte und in einer Höhle versteckte. Er beschaffte sich heimlich Essen bei den Bauern und wurde auch des öfteren von der Militärstreife verfolgt, aber nie erwischt. Da es heute wirklich sehr heiß ist, beschließen wir die Abzweigung nicht zu nehmen und gehen den regulären Weg weiter. Wer weiß, ob wir die Höhle gefunden hätten, denn angeblich war sie auch Versteck von Schmugglern und auch Zufluchtsort im 2. Weltkrieg.
Der ferroArte Weg kreuzt den Grenz- und Mautwanderweg - somit sind wir auf den Spuren der Schmuggler.
Der Hechaberg und die Erkenntnis
Angetan von diesen spannenden Geschichten marschieren wir dem Höhenberg entgegen, wo uns ein weiteres Urtonhorn erwartet. Dieses zeigt Richtung Burgarena und nun schürze auch ich meine Lippen, aber einen richtigen Ton kann ich dem Instrument nicht entlocken.
Fast am Ende unserer Tour angelangt passieren wir einen Bauernhof mit vielen Obstbäumen, auf einem Schild lese ich „Hechal's Biospezialitäten“ und schlagartig wird mir etwas klar. Am Vorabend haben wir als Aperitif im Schloss an der Eisenstrasse die „Schmiedperle“ genossen und diese stammt vom Hechaberg – also Höhenberg – also direkt von hier. Fröhlich den Berg hinunterwandernd lassen wir den gestrigen Abend nochmals Revue passieren und befinden uns nach ca. 20 Minuten wieder bei unserem Auto. Ziemlich verschwitzt aber glücklich fahren wir zurück nach Waidhofen und freuen uns auf die bevorstehende Abkühlung im Parkbad.
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Fotocredits: Johanna Meinschad
Kartenmaterial: Kulturdorf Reinsberg