Alpines Mostviertel: Klettern am Hochkar
Es ist nun schon 30 Jahre her, dass wir, die Männer in unserer Familie, die Berge für uns entdeckt haben. Ich spreche davon, dass wir geredet haben, von Tun war all die Jahre nichts zu merken! Der Glockner muss her, nahmen wir den Mund voll wie einst ein gewisser Herr Sattmann aus der Piefke-Saga.
Bei der diesjährigen 80er-Feier unserer Godn haben wir nach ein paar Gläsern unseren alten Schwur erneuert und entgegen langjähriger Tradition tatsächlich einen Termin ausgemacht, der damals glücklicherweise noch ein paar Monate hin war. Genug Zeit also für eine ordentliche Vorbereitung. Denkste! Die Monate zogen ins Land, bevor wir uns endlich aufrafften und nach kleineren Wanderungen den Rauhen Kamm am Ötscher erklommen.
Das fühlte sich schon ganz gut an, aber was war nun mit dem Klettern? Wie gut, dass wir am Hochkar zwei Klettersteige im Angebot haben. An einem wunderschönen Samstagmorgen fuhren wir, mein Cousin Stefan und ich, zur Mautstelle nach Lassing, um das Hochkar in Angriff zu nehmen. Man hätte auch bis zur Talstation hinauffahren können, aber wir wollten den Anstieg als Vorbereitung nutzen. Der markierte Wanderweg führt uns anfangs auf einer Schotterstrasse in die Lassinger Wälder, bevor es ganz schön steil nach oben geht. Der Weg ist teilweise etwas verwachsen, und so treffen wir bis zum oberen Hochkarboden auch keine anderen Wanderer an.
Nach gut zwei Stunden kommen wir bei der Leckerplanbahn heraus und gehen die letzten Meter auf der Skipiste zum Hochkarhof von Familie Kronsteiner, wo wir auf 1.450 Meter Seehöhe uns ein zweites Frühstück auf der Terrasse gönnen und damit einen ersten Ausblick auf das Hochkar und den oberen Hochkarboden geniessen. Mein Bruder und meine Nichte stossen dazu. Sie haben den Anstieg wie wohl die meisten mit dem Auto zurückgelegt und sind auch schon mit Klettersteigsets bewaffnet, ausgeliehen von der Liftstation. Zeit also für den ersten Klettersteig!
Klettersteig Bergmandel
Ganz in der Nähe beginnt der Klettersteig Bergmandel, der für Anfänger konzipiert ist und damit auch als kinderfreundlich gilt. Es sind drei kurze Abschnitte, die vom Schwierigkeitsgrad von A bis C reichen. Es ist mein allererstes Mal auf einem Klettersteig und ich bin gleich mal überrascht, wie viel Kraft es mir abverlangt. Da kommt der Hinweis von Stefan gerade recht, möglichst alle Anstrengung aus den Beinen zu stemmen, um die Arme möglichst zu schonen. Immer geht das allerdings nicht!
Oben angelangt, legen wir in einer kleinen Hütte vor dem Gipfel des Leckerplans auf ca. 1.700 Meter eine kurze Pause ein. Wieder einmal sind wir begeistert über den Ausblick.
Klettersteig Heli Kraft
Wir wandern nun vom Leckerplan auf der Skipiste zurück zum Hochkarboden, um das Hochkar selbst zu erklimmen. Der Anstieg zu diesem Klettersteig führt über eine ziemlich steile Geröllhalde und ist sehr anstrengend. Der Anblick ist wirklich respekteinflößend, weshalb mein Bruder richtigerweise beschlossen hat, ihn seiner 10-jährigen Tochter keinesfalls zuzumuten. Sie kehren um, um uns beim Ausstieg des Klettersteigs in Empfang zu nehmen.
Stefan und ich wollen es allerdings wissen! Nach ausgiebiger Trinkpause nehmen wir die Leiter in Angriff, die in etwa 30 Metern sehr steil in die Wand führt. Als schwächerer von uns beiden gehe ich als erster. Ich muss mich voll auf die Aufgabe konzentrieren und versuche, nicht allzu oft nach unten zu blicken. Der Klettersteig hat den Schwierigkeitsgrad von C, was man gefühlt an jeder Stelle merkt. Er verlangt mir alles ab und zwingt mich, mit meinen Kräften hauszuhalten. Eine Stunde lang klettern wir auf einer Länge von 350 Metern in der Wand zuerst zickzack hinauf und anschließend quer über drei Seilbrücken.
Wir erreichen ganz schön erschöpft, aber sehr zufrieden den Ausstieg am Rande der Skipiste.
Nach einer kurzen Pause muss nun der Gipfel her, den wir auch nach kurzer Wanderung auf 1.808 Metern Seehöhe erreichen. Am Weg dorthin kamen wir schon am Geischlägerhaus vorbei, das uns beim Rückweg für eine ausgedehnte Mittagspause auf der Terrasse Herberge war.
Bis dahin hatten wir nun schon 1.200 Höhenmeter Aufstieg geschafft. Um unser Training zu vervollständigen, wollten wir natürlich auch wieder, ohne Abstiegshilfe, den ganzen Weg zurückgehen. Nach zwei Stunden sind Stefan und ich dann wieder gut in Lassing angekommen. Ich für meinen Teil war ganz schön platt, aber zufrieden, dass wir uns hiermit für uns großes Ziel, die Besteigung des Großglockners, gut vorbereitet haben.
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Fotocredits:
Das Schloss an der Eisenstrasse