Martina Teufel - à votre service
Für unsere Familie war die Kothmühle schon immer ein besonderes Lokal in der Region. Nach einem unserer Besuche schlug mein Vater vor, dass ich hier meine Ausbildung machen sollte. Mir gefiel die Idee, und so stimmte ich gerne zu.
Der Start meiner Ausbildung
Im August 1989 ging es los – ich startete meine Lehre als Gastronomiefachfrau. Mein erster Frühstücksdienst ist mir noch lebhaft in Erinnerung – ich hatte mich total mit Kaffee angeschüttet! Nach so einem holprigen Beginn konnte es doch nur noch bergauf gehen!
Mein damaliger Chef, Johann Scheiblauer (Vater meines heutigen Chefs), hat mir schon nach einer Woche die Verantwortung der Müllerstube übergeben. Nach getaner Arbeit hat er mich sehr gelobt, was mir natürlich total viel Auftrieb gegeben hat, besonders in so jungen Jahren. Ich erinnere mich auch gerne an die riesigen, leckeren Eisbecher am Nachmittag, die Christiane (meine heutige Chefin) immer gezaubert hat. Ihre kleinen Kids saßen damals noch auf der Eistheke und haben gespannt bei der Herstellung zugesehen. In der Kothmühle waren wir immer wie eine große Familie. Die vielen Hochzeiten und Events waren für uns im Service wie ein spannendes Abenteuer! Balancierend mit riesigen Tabletts voller Köstlichkeiten durch das Treppenhaus in den ersten Stock zu jonglieren, war eine Challenge. Besonders knifflig war das grandiose Finale: die Hochzeitsspezialität, ein bunter Fruchtbecher, den wir mit bis zu 28 Portionen auf einem Tablett in den ersten Stock zauberten. In der Berufsschule konnten wir dann mit stolzgeschwellter Brust vor unseren Mitschülern glänzen, denn wir hatten in der Praxis schon so einiges drauf, was die anderen erst noch lernen mussten!
Unvergessliche Betriebsausflüge
Unser erster Betriebsausflug führte uns zu Toni Mörwald, wo wir an einer Weinverkostung teilnahmen und anschließend ein fantastisches „Hauben-Menü“ genossen. Für uns Lehrlinge war das ein absolut unvergessliches Erlebnis. Ein Jahr später durften wir sogar mit dem ganzen Team für drei Tage nach Budapest reisen, was damals wirklich ein außergewöhnlicher Bonus für die Mitarbeiter war. Wir hatten viel zu tun, aber auch jede Menge Teamgeist und Spaß! Die mehrtägigen gemeinsamen Betriebsausflüge beider Hotels (wie zB. Amalfi oder Kopenhagen) sind für mich bis heute ein Highlight.
Zurück in die Kothmühle
Nun war für mich die Zeit der Familiengründung gekommen. Nachdem meine Kinder herangewachsen waren, arbeitete ich in verschiedenen Bäckereien in Teilzeit. Bedauerlicherweise musste die letzte Bäckerei schließen, was mich dazu veranlasste, erneut nach einer Anstellung Ausschau zu halten. In diesem Zusammenhang stieß ich auf die Stellenanzeige der Kothmühle, die nach Frühstücksservicekraft suchte. Nach einem Vierteljahrhundert habe ich die Kothmühle erneut für ein Vorstellungsgespräch betreten — nach all der Zeit fühlte es sich an, als wäre ich nie weg gewesen! Bekannte Gesichter wie die Seniorchefin Marianne, Tochter Maria, Küchenchef Wolfgang und Servicechef Dietmar haben mich so herzlich empfangen, als hätte ich nie eine Pause eingelegt. Und schon war ich im August zurück in der Kothmühle, dieses Mal als Frühstückskraft, als ob keine 25 Jahre vergangen wären. Es hat mir unglaublich Spaß gemacht, ich konnte das Frühstücksbuffet weiter entwickeln und gestalten und gleichzeitig mit den Gästen plaudern und sie verwöhnen, genau mein Element.
Neuen Herausforderungen stellen
Als Serviceleiter Dietmar im Urlaub war und ich als seine Vertretung einsprang, da hatte ich plötzlich Blut geleckt! Mehr Herausforderung und Verantwortung? Ja bitte! Und wie es der Zufall so wollte, bekam ich von der Familie Scheiblauer die Chance, das Schlossrestaurant im Schwesterhotel „Das Schloss an der Eisenstrasse“, in Waidhofen zu leiten und ich nahm die Herausforderung gerne wahr. Das erste Jahr war echt eine Herausforderung! Ich musste mein Dream-Team erst einmal zusammenstellen und aufbauen. Frühstück leiten? Kein Problem! Aber das gesamte Service? Das war Neuland für mich. Als wäre das nicht genug, fiel noch die Bankettchefin aus und ich musste auch noch das Bankett im Schlosshotel übernehmen. Doch mit einer ordentlichen Portion Ehrgeiz, einer tollen Unterstützung von Serviceleiter Dietmar aus der Kothmühle und viel Durchhaltevermögen wurde mein Team nach und nach immer stärker und unsere Servicequalität immer besser.
Ich liebe das Schlossrestaurant mit dem grandiosen Ausblick und es macht mir großen Spaß, tolle Menüs in romantischer Atmosphäre zu servieren und die Gäste rundum glücklich zu machen. Herzlicher Gastgeber zu sein und köstliche regionale und mittlerweile auch Bio-Produkte anzubieten, bereitet mir großen Ansporn und Freude. Die Abwechslung macht Spaß, und ich helfe gerne mal Ibi an der traumhaft stimmigen Sundowner Bar beim Cocktailshaken aus und genieße mit unseren Gästen die schönsten Sonnenuntergänge Waidhofens. Die Events und Hochzeiten im Schlosscenter benötigen schon richtig viel Energie und ein gut motiviertes Team. Ist die Veranstaltung dann gut gelaufen und unsere Gäste bedanken sich herzlich, dann spornt das ordentlich an (manchmal hilft da auch ein kleines Tänzchen)! In meiner Freizeit steht die Familie für mich an erster Stelle, ich lebe in einem großen Haus mit drei Generationen unter einem Dach. Das erfordert Toleranz, gibt aber auch viel Energie und Freude zurück. Hier kann sich auch meine kreative Ader mal austoben. Ich packe dann die Nähmaschine aus und kreiere ganz spontan mal eine Handtasche. Gleichzeitig läuft dazu ein Hörbuch. Multitasking also auch zuhause. Ganz wichtig ist mir auch das Feiern mit meiner lieben Familie, Freunden und Nachbarn. Feste gelingen lassen ist nicht nur meine Arbeit – es ist meine Leidenschaft.
Blog: Sebastian Aschauer - vom Lehrling zum Chef de Partie
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Fotocredits: Dominik Stixenberger, Johanna Meinschad, Schloss an der Eisenstrasse