Wie gesund leben Flexitarier wirklich?
Was ist denn ein Flexitarier
Der Begriff kam in den 90er Jahren erstmalig auf und wurde in einem New Yorker Restaurant geprägt. Hier sollten die Gäste aus fleischhaltigen, veganen 🌽 und vegetarischen Gerichten 🍅 wählen können – ganz nach Lust und Laune. Daraus ist der „flexible Vegetarier“ entstanden. Er bevorzugt hochwertige Lebensmittel aus Gemüse und Getreide und verzichtet mehrmals pro Woche gänzlich auf Fleisch.
Leben Flexitarier wirklich gesünder?
Vor einigen Jahren haben wir, mein lieber Angetrauter und ich, beschlossen, dass wir uns in der gesamten Fastenzeit ausschließlich vegan ernähren werden. Haben wir doch unseren Mitarbeitern im Schlosshotel das Kochbuch „Vegan for Fit“ von Attila Hildmann geschenkt, um mehr Bewusstsein für andere Ernährungsformen in unsere Küche bringen. Jetzt mussten wir den Beweis antreten, dass dies in der Praxis gut umsetzbar ist.
Die 40 Tage Challenge
Ich gestehe, die ersten 3 Tage waren eine harte Nuss. Besonders, weil wir nach dem Buch auch auf Weizenmehl und Industriezucker verzichtet haben. Der erste Grundeinkauf war auch wirklich teuer, wollten wir doch biologisch und frisch leben. Mittelfristig wurde es wieder günstiger, weil wir ja kein Fleisch benötigten. Ab dem 4. Tag des tapferen Durchhaltens, war unerwartet sämtlicher Heißhunger auf Süßes und Fleisch zur Gänze verschwunden. Und oh Wunder, unsere Tochter, einen Naschkatze par excellence, hat mit uns gegessen und schlagartig viel weniger Süßigkeiten schnabulliert. Mein Gatte fühlte sich besonders nach dem Mittagessen deutlich vitaler und kannte das leidige Mittagstief kaum mehr. 😊 Schön, wenn sich so rasch Erfolg einstellt.
Die größte Herausforderung war für uns außerhalb des Eigenheims vegane Mahlzeiten zu uns zu nehmen. Bei einer Verkaufsreise in der Schweiz blieb mir oft nur noch der Salat und das Vollkornbrot in meiner Menüauswahl übrig, während meine Mitarbeiterin genüsslich ihren Burger verdrückte. Einladungen wurden anstrengend, wollten wir nicht ständig unhöflich und kompliziert sein. Noch dazu sind wir doch beide große Genussmenschen. Das war auch letztendlich der Grund, dass wir unsere Challenge zum Osterfest wieder beendeten. Aber wir haben einiges daraus gelernt:
Kochen mit hochwertigen und frischen Grundnahrungsmitteln
Man weiß, was man isst
Wir essen jetzt meist bewusster, schlagartig war uns vieles zu süß und auch zu salzig. Ich hatte mich intensiv mit Grundnahrungsmitteln und industriellen Fertigprodukten auseinandergesetzt und war entsetzt, wie viele Zusatzstoffe, Salz, Zucker und auch gesättigte Fette in den fertigen Veggi-Foods drinnen waren. Vegetarisches und veganes Essen ist nicht automatisch gesund! Es gilt wieder die uralte Regel: Koche mit hochwertigen und frischen Grundnahrungsmitteln. Dann weiß man, was man isst.
Wir essen zu wenig Kohlenhydrate
Von der Zusammensetzung unseres täglich Brot habe ich besonders viel dazu gelernt. Sollten wir doch mehr als die Hälfte Kohlenhydrate und nur 30 Prozent Fett zu uns nehmen. Die restlichen 15 Prozent sind Eiweiß, dieser Anteil stimmt in der allgemeinen Bevölkerung noch am ehesten.
Die meisten Menschen ernähren sich von deutlich mehr Fett und zu wenigen Kohlenhydraten. Ja, richtig gelesen, wir essen zu wenig Kohlenhydrate! Damit sind in erster Linie Kartoffel, Hülsenfrüchte, Reis und Getreide gemeint. Sie sind lange Energiespender und wir erreichen einen hohen Sättigungswert. Köstliche Sachertorten und Faschingskrapfen werden hier leider nicht empfohlen.
Wenn schon ein Steak - dann bewusst genießen
Eiweiß ist nicht gleich Eiweiß
Eine Langzeitstudie von über 30 Jahren der Harvard Medical School in Boston, veröffentlichte ihre Ergebnisse im Magazin „Jama Internal Medicine“ und untersuchte den Zusammenhang von aufgenommen Mengen an tierischen Proteinen und dem Sterberisiko. Wenn der Anteil an tierischen Proteinen um 10 Prozent zunahm, erhöhte sich das Risiko von Herz-Kreislauferkrankung um 8 Prozent. Im Gegensatz dazu sinkt das Sterberisiko um 10 Prozent , wenn nur 3 Prozent mehr pflanzliches Eiweiß in der Nahrung enthalten sind. Das Ergebnis war jetzt doch eine Überraschung für mich, für so deutlich messbar hatte ich das Essverhalten nicht eingeschätzt.
Genießer sind meist Flexitarier
Fazit der Challenge
Wir als Genussmenschen möchten auf Fleisch nicht verzichten, aber sind gerne bereit, für unser Wohlbefinden und für die Umwelt an einigen Tagen der Woche auf Fleisch zu verzichten.
Das Preis- Leistungsverhältnis ist kein Argument, da vegetarische und vegane Bioprodukte zwar teurer sind, dies durch den Fleischverzicht aber wieder wett gemacht wird.
Ruft man sich das angenehme, vitale Wohlbefinden nach einem veganen Gericht regelmäßig ins Gedächtnis, ergeht es einem so, wie beim Laufen: Die Überwindung fällt mit jedem mal leichter. Flexitarier zu sein, macht Spaß und für uns durchaus Sinn.
Unser Restaurant für Flexitarier
Fotocredits:
Schlosshotel Eisenstrasse GmbH