„Die Erfahrung der Wiedergeburt der Schmiedekunst“
Fragt man Menschen aus ganz Europa, wo sich Osteuropa befindet, erhält man sehr unterschiedliche Antworten. Neben Stichwörtern wie slawische Kultur, Sprachbarrieren, sowjetischer Einfluss und Eiserner Vorhang, ist man sich offenbar bei einer Sache gern einig: Osteuropa scheint immer dort zu beginnen, wo ein östliches Nachbarland ans eigene angrenzt.
Auf die Frage „Wie nah ist Osteuropa?“ antwortet Google etwa mit der Route einer circa 23-stündigen Autofahrt in die russische Oblast Lipezk, unweit der ukrainischen Grenze. Der Punkt auf der Karte zeigt unscharf auf möglicherweise bewirtschaftetes Ackerland – die letzten 20 Meter braucht man wahrscheinlich Gummistiefel. Man merkt: Grenzen und Abgrenzungen beugen sich den Augen des Betrachters.
Ybbsitzer Schmiedeweihnacht
Nicht alle sind auf der Suche nach Grenzen: Die Bewohnerzahl der Eisenstraßen-Gemeinde Ybbsitz (etwa 15 Min. von Waidhofen/Y.) verdreifacht sich jedes Jahr zur Adventzeit: Die „Ybbsitzer Schmiedeweihnacht“ gilt als einer der eindrucksvollsten Adventmärkte in der Region. Lokale Profis und internationale Künstlerschaft aus Deutschland, Tschechien, Italien, Frankreich, Slowakei, bis hin nach Russland, Ukraine und Usbekistan treffen sich dort um am jährlichen Schmiedewettbewerb teilzunehmen und tauschen sich rund um Hammer und Amboss aus.
Warum hier? Ausgehend vom „steirischen Brotlaib“, dem Erzberg, hat der Eisenerzabbau die Region Eisenwurzen (die heutige Eisenstraße ist ein Teil davon) stark geprägt. Auch Waidhofen an der Ybbs war damals ein wichtiger Standort für das Schmiedehandwerk, wo sich erfolgreiche Menschen aus Produktion und Handel als „schwarze Grafen“ in der Gesellschaft einen Namen machten.
Wozu heute - trotz fortgeschrittener Industrialisierung - noch handwerklich geschmiedet wird, erfahren wir im Gespräch mit Joseph Hofmarcher, jun. Er ist Mostviertler Architekt und freischaffender Künstler, stark involviert in der regionalen Schmiedeszene und mitunter Juror des alljährlichen Schmiedewettbewerbs. „Bedarf an Schmiedearbeit ist heute hauptsächlich nur noch bei Kunstschmieden in der Restaurierung, Industrieschmieden und Hufschmieden“, erzählt der gebürtige Ybbsitzer, „aber wir sind gerade dabei, die Schmiedekunst ins 21. Jahrhundert zu bringen“.
Als Kurator des Symposions „Iron Camp“ setzt sich Hofmarcher jun. gemeinsam mit vielen internationalen Gästen mit den Paradigmen von Metallgestaltung und Handwerk auseinander. Er zeigt uns das Werk „Weihnachtsstern“ des ukrainischen Schmieds Vasyl Gudyma. Auf den ersten Blick seitlich betrachtet, könnte man es vielleicht am ehesten noch mit einem mechanischen Hühnervogel mit Turban vergleichen, dem eine spektakuläre Raum-Zeit-Krümmung den Hals ewig in die Länge gezogen hatte und der daraufhin zu Eisen erstarrte. „Gudyma schafft exotische, aber wohlartikulierte Kunst“ erzählt Hofmarcher und fügt hinzu „Die langgezogenen Formen sind an die orthodoxe Ikonenmalerei angelehnt. Er lässt so die Betrachtenden spielerisch an einem Stück ukrainischem Kulturgut teilhaben“. Sympathisch.
Ukrainische Schmiedefreundschaften und Kooperationen bestehen seit nun beinahe 20 Jahren. Ybbsitzer Bürgermeister Josef Hofmarcher erinnert sich an eine Tour durch verschiedene Schmiedewerkstätten bei Lemberg oder Iwano-Frankiwsk: „Wir wurden zu Picknicks in die Schmiedestätten geladen – Picknicks mit Bier.“ Im „Osten“ sei man allgemein immer „überaus freundlich und zuvorkommend“ behandelt worden und diese gegenseitige Wertschätzung habe zu fruchtbaren Freundschaften beigetragen. Auf die Frage, wie man mit teilweise fehlendem gemeinsamen Sprachwortschatz umgehe, heißt es: „Schmieden ist die gemeinsame Sprache.“

Schmiedeofen im Eyblhammer
Wer ist Hephaistos?
Während vor 300 Jahren nur durchgeschwitzte Mannsbilder aus Muskelmasse die Hämmer auf den Amboss im Stile des griechischen Gottes Hephaistos knallten, philosophieren heute junge Studierende, Quereinsteigende und kommunale Kräfte über die technische und künstliche Weiterentwicklung des Handwerks. Sie nehmen nicht mehr nur Eisen als Rohware, sondern verwenden industrielle Erzeugnisse wie z.B. handelsübliche Schrauben. Sie bieten eine grenzen- und nationenübergreifende Plattform, vernetzen die Ausbildung, veranstalten Festivals und pflegen Freundschaften. Und sie gestalten schöne Adventmärkte.Der Titel „Die Erfahrung der Wiedergeburt der Schmiedekunst (Anhand des Beispiels der Region Eisenstrasse-Ötscherland, Niederösterreich)“ ist die deutsche Übersetzung eines Diplomarbeit-Titels von Marta Kravchenko und online frei zugänglich.
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Flammende Weihnacht – Most & Eisen glühen
Wenn Most und Eisen glühen, ist Advent an der Most- und Eisenstraße. Sechs stimmungsvolle Adventmärkte entflammen die Vorfreude auf Weihnachten unter dem Thema „Flammende Weihnacht“ in der Region. Im Zentrum stehen Most und Eisen - zwei Protagonisten, die regionstypischer nicht sein könnten.
• Flammende Familienweihnacht – Neubruck glüht
Schloss Neubruck, Scheibbs/St. Anton
26. – 27. November 2016
• Flammende Schlossweihnacht – St. Peter / Au glüht
Schloss St. Peter in der Au
26. bis 27. November 2016
• Flammende Lichterweihnacht – Waidhofen / Ybbs glüht
Schloss Rothschild, Waidhofen an der Ybbs
02. bis 04. Dezember 2016
• Flammende Kartausenweihnacht – Gaming glüht
Kartause Gaming
09. bis 11. Dezember 2016
• Flammende Hofweihnacht – Seitenstetten glüht
Meierhof, Stift Seitenstetten
09. bis 11. Dezember 2016
• Flammende Schmiedeweihnacht – Ybbsitz glüht
Marktplatz Ybbsitz
17. bis 18. Dezember 2016

Imagebild Flammende Schmiedeweihnacht
Schauschmieden in Ybbsitz
Die „schwarze Zunft" des Schmiedens hat die Geschichte der Region Kulturpark Eisenstraße und die Geschichte von Ybbsitz im Besonderen geschrieben. Bis heute tragen Technologien der Metallverformung die Innovation in vielen regionalen Betrieben. Fahrngruber Hammer, Eyblhammer Hacken, Äxte und Beile wurden hier seit dem 16. Jahrhundert bis herauf in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts erzeugt.Heute dienen die vorbildlich restaurierten Schmieden für Schauschmiedevorführungen und Hobbyschmiedekurse.
Eyblhammer
Dauer: ca. 1 Stunde
Personenanzahl: no limit
Preis: ab € 4,00 pro Person
Gruppen bis 20 Personen pauschal € 80,00
Eybl Sepp
In der Noth 49, 3341 Ybbsitz
Tel: +43 (0) 676 943 20 99
Email: sepp@eyblhammer.at
eyblhammer.at
Fahrngruber Hammer
Dauer: ca 1 Stunde
Personenanzahl: no limit
Preis: ab 21 Personen € 3,50
Bis 20 Personen: pauschal € 70,00
Familie Fahrngruber
In der Noth 40, 3341 Ybbsitz
Telefon: +43 7443 85300
info@ferrum-ybbsitz.at
www.ybbsitz.at
Weitere Informationen erhalten Sie auch gerne von unseren Rezeptionistinnen unter +43 7442 505

Tafeln wie einst die Schwarzen Grafen
Tafeln Sie wie einst die Schwarzen Grafen im ehemaligen Herrenhaus, dem heutigen Schloss an der Eisenstrasse. Erleben Sie das etwas andere Dinner in unserer Vinothek! Wir haben uns ein besonderes Geschenk für Sie überlegt: Bei einer Buchung vom "Tafeln wie einst die Schwarzen Grafen" erhalten Sie mit dem Kennwort "Schmieden" zwei Flaschen Bio Schmiedmost der Familie Adelsberger gratis zu Ihrem Dinner. Wir freuen uns auf Ihre Reservierung!
Schmieden Sie Ihr Eheglück
Das besondere Erlebnis für Ihre Hochzeit im SchlossAls Schloss an der Eisenstrasse blickt unsere Region auf eine lange Schmiedetradition zurück. Bei uns haben Sie die einmlige Gelegenheit, Ihre Ringe gemeinsam und eigenhändig zu schmieden. Schüren Sie die Glut und besiegeln Sie Ihr Eheglück unter der fachmännischen Anleitung eines erfahrenen Goldschmieds!
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Fotocredit:
Fotos Verbindungen, Schmiedeweihnacht Ybbsitz und Portrait Joseph Hofmarcher: Andreas Kronsteiner
Fotos Eybl Sepp beim Schmieden, Schmiedeofen und Tafeln der Schwarzen Grafen: Das Schloss an der Eisenstrasse
Foto "Flammende Schmiedeweihnacht": Mostviertel Tourismus