Was soll das mit dem Kernöl?
Als ich in meinen Kinder- und Jugendtagen in der Küche meiner Mama mithelfen durfte – und manchmal auch musste ;–) – habe ich eines gelernt: lieber ein bisserl mehr nehmen. Ganz speziell dann, wenn es um Fette oder Öle geht – denn wie wir alle wissen, ist Fett in unglaublich guter Geschmacksträger.
Das Kürbiskernöl ist mittlerweile in fast jedem Haushalt zu finden und ist auch in unserer Schloss-Küche ein fixer Bestandteil.
Wos da Bauer ned kennt...
Ich kann mich noch daran erinnern, dass es diese Zutat nicht immer im Küchenkastl zu finden gab. Das Kernöl kam irgendwann dazu und wurde skeptisch von allen Familienmitgliedern betrachtet. Ganz nach dem Motto „Wos da Bauer ned kennt…“. Zumal es ja auch durch seine sehr spezielle Farbe besticht, die den Salat dann halt eher dunkel aussehen lässt. Nicht jedermanns Sache, und schon gar nicht die meines Papas. Kritisch betrachtet und einmal verkostet, hat es diese Spezialität leider nicht auf die Liste seiner Lieblingszutaten geschafft. „Des is mehr wos für enk Frauen“, war sein Resümee. Liegt vielleicht auch daran, dass zwischen Tirol und der Steiermark ja doch einige Kilometer liegen und die manchmal etwas ausgeprägte Tiroler Sturheit nicht sofort einen Neuankömmling zulässt.
Aber das Kernöl hat sich etabliert und ist seit vielen Jahren nicht mehr aus der heimischen Küche wegzudenken. Es verfeinert nicht nur herzhafte Speisen wie die klassische Eierspeis oder Kürbissuppe, sondern macht sich auch sehr gut als Geschmacksträger in verschiedenen Dessertvariationen. So habe ich mir gerade am Wochenende bei meinem Heimatbesuch ein weißes Schokomousse mit Kürbiskernöl gegönnt – gewiss keine kalorienarme Variante, aber dafür ein richtiges Soul-Food.
Kernöl aus dem Mostviertel
Dass das Mostviertel diese Köstlichkeit ebenfalls zu bieten hat, macht meine Wahlheimat natürlich zusätzlich attraktiv. Ich esse und koche für mein Leben gern und lege besonders viel Wert auf Herkunft, Regionalität und Nachhaltigkeit. Je weniger Kilometer ein Lebensmittel zurücklegen muss, desto eher ergattert es einen Platz in meiner „Speis“. Genauso handhaben wir das auch in unserem Hotel, dem Schloss an der Eisenstrasse, und pflegen deshalb eine langjährige Partnerschaft mit der Familie Streißelberger aus Neuhofen an der Ybbs, die wahre Meister in Sachen Kürbiserzeugnisse sind. Bereits seit 30 Jahren kultivieren und züchten sie den Kürbis im Mostviertel und haben sich einen großen und treuen Kundenstamm aufgebaut. Kürbis liegt ihnen im Blut, denn Hildegard Streißelberger ist Steirerin und betreibt gemeinsam mit ihrem Mann Ernst die Kürbis-Landwirtschaft. Das kann ja nur gutgehen. ;-)
Ölkürbisse liefern die wertvollen Kürbiskerne.
Die Kraft der Kürbiskerne
Nehmen wir das Öl einmal genauer unter die Lupe. Es wird aus den Ölkürbissen gewonnen, die besonders schalenlose Kerne hervorbringt. Für einen Liter Öl werden so rund zweieinhalb Kilogramm Kerne benötigt – oder zwischen 25 bis 40 Kürbisse. Außerdem punktet das Öl mit einem sehr hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, und zwar mit satten 45 Prozent, die sehr gut auf unseren Körper wirken. Außerdem sind Kürbiskerne antioxidativ und schützen somit unsere Zellen sowie unser Immunsystem. Perfekt für die kalte Jahreszeit!
Küchenchef Alex verfeinert Vanilleeis mit Streißelberger-Kürbiskernöl.
Tipps zum Kochen mit Kernöl
Ich persönlich verwende das regionale Kürbiskernöl am liebesten im Salat, in der Suppe und auf der Eierspeis – ganz klassisch eben. Jedoch gibt es so viele tolle Varianten, es einzusetzen. So gibt herrliche Rezepte für einen flaumigen Kernölkuchen oder Kernölkekse. Es macht sich geschmacklich auch sehr gut über cremigem Vanilleeis, getoppt mit gehackten Kürbiskernen. Beim Kauf gibt es ein paar Dinge zu beachten, die uns erkennen lassen, woher das Öl wirklich stammt. Wie gesagt, je näher, desto besser. Hochwertige Qualität erkennen wir an einer zähflüssigen Konsistenz und dunkelgrünen Farbe. Wirkt das Öl gelblich-braun, hat sich jemand die Mühe gemacht, es zu „fälschen“ und für einen niedrigen Preis zu verkaufen. Gutes Kernöl muss zwar nicht teuer sein, hat aber seinen Preis. Eine Flasche hält sich ungeöffnet bis zu einem Jahr, geöffnet sollte sie innerhalb von drei Monaten verbraucht werden. Ein wichtiger Hinweis zum Schluss: das Öl bitte nicht erhitzen! Es wird kaltgepresst und sollte auch kalt verwendet werden, denn durch die Hitze entstehen schädliche Stoffe und ein eigenartiger Geschmack aufgrund von Bitterstoffen.
Deshalb „nur nit spoan mit’n guadn Zeig“! Sollte dann doch einmal ein Fleck auf dem weißen T-Shirt landen – keine Panik. Kernöl ist lichtempfindlich und Flecken lösen sich von der Kleidung, wenn man sie in die Sonne hängt.
Fotocredits: Schloss an der Eisenstrasse & Familie Streißelberger
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